Wissensdurstige Besucher treffen auf satte Information – Buchmesse als Plattform für Wissenschaftskommunikation – Von Diskussion bis Kochshow

Wissensdurstige Besucher treffen auf satte Information – Buchmesse als Plattform für Wissenschaftskommunikation – Von Diskussion bis Kochshow

Ein opulentes Mahl haben wir den Besuchern der Leipziger Buchmesse aufgetischt: 20 Veranstaltungen rund um gesunde Ernährung – Vorträge, Diskussionen, Quizze und Kochshows. Wissenschaft zum Anfassen! Nach vier Messetagen kann ich sagen: Unser Konzept aus  Information, Interaktion und Unterhaltung ist aufgegangen, nur die Stühle waren zu wenig. Dicht gedrängt lauschten die Besucher auch zwei von mir moderierten 90-minütigen Veranstaltungen. Meine Bilanz: Vier Monate Arbeit haben sich gelohnt.

Als Anfang November die Idee an uns herangetragen wurde, das Forum des mitteldeutschen Unibundes zu bestreiten, haben wir keine Minute gezögert. Denn auf dem größten Lesefest der Republik erreicht man alle Altersgruppen. Und Ernährung geht alle an. Und somit stand schnell eines fest: Wir wollen keinen Vorlesungsmarathon, sondern Grundlagen- und angewandte Forschung zu den Konsumenten bringen. Ergebnisse gibt es aus drei Jahren nutriCARD zuhauf: Neue entwickelte, optimierte Lebensmittel, Erkenntnisse über Nahrungsfette und die Funktion von Nährstoffen, Konzepte für gesündere Ernährung, repräsentative Studien zur Verbraucherakzeptanz, Befunde über den Medienkonsum der Bevölkerung und ihre Einstellung zum Essen sowie das Medien-Menü der Journalisten (die mehr denn je über Essen und Trinken berichten).

Doch wir wollten auch kein selbstreferentielles Schaulaufen. Daher haben wir mehrere Wissenschaftler und Praktiker unterschiedlicher Disziplinen eingeladen, ihre Sichtweise auf das zu präsentieren, was unser täglich Brot ist: Ernährung. „Unser Credo: Vom Wissen zum Handeln. Wir wollen die Menschen nicht umerziehen und auch nichts verbieten“, sagte ich vorab dem Onlinemagazin der Martin-Luther-Universisät, Campus Halensis.

Nach der offiziellen Eröffnung, bei der ich die Universität Leipzig als nutriCARD-Vertreter repräsentieren durfte, ging es an die Töpfe. TV-Koch Christian Henze hat mit Esprit, Humor und dem nötigen Bewusstsein für gesunde Ernährung das Publikum bekocht. Gewürzt wurde dies durch wissenschaftlichen Input von Prof. Dr. Stefan Lorkowski. Zwischendurch durfte ich sogar mit der Ehefrau des Sternekochs telefonieren (aber das ist eine andere Geschichte).  Am Nachmittag lud ich vier Diskutanten zu einer Runde unter dem Thema „Mythos gesunde Ernährung – Zwischen Aufklärung, Verunsicherung und Entertainment“. Ein volles Plenum und viele in den Gängen und außerhalb des Standes zeigten mehr als 90 Minuten lang, dass wir (SPIEGEL-Redakteur Jörg Blech, Foodbloggerin Johanna Bayer, detektor.fm-Gründer Christian Bollert) den richtigen Nerv getroffen haben.

Es wurde an diesen Tagen viel über gesunde Ernährung in allen Facetten diskutiert. Doch letztlich entscheidet der Konsument. Wenn es nicht schmeckt, kommt es wohl kaum auf den Teller. Daher entschied ich mich in einer weiteren Runde am Sonntag Wissenschaft und Wirtschaft an den Kochtopf zu bringen. Martin Beyer, Mensaleiter des Studentenwerks Leipzig, kochte zwei Rezepte aus der MoKaRi-Studie, die im Rahmen von nutriCARD entstand und lud das Publikum zum Verkosten ein. Die Resonanz war sagenhaft. Aber auch der Inhaber eines der ältesten Leipziger Traditionslokale, des Gasthauses Barthels Hof, Torsten Grahl, plädierte für nachhaltige, regionale und leichte Küche. Dass diese Nachhaltigkeit bereits bei Anbau und Aufzucht beginnt, unterstrich PD Dr. Ingrid Vervuert von der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig mit dem Ansatz „from stable to table“.

Die Leipziger Volkszeitung schrieb, wir hätten ein Feuerwerk gezündet. Dieses Lob nehmen wir gerne an, denn unsere Formate der Wissenschaftskommunikation sind bei Publikum, Ministerien und Rektoraten gut angekommen. Dafür wurde vor und hinter den Kulissen viel von vielen geleistet. Und das parallel zur Vorbereitung der übergreifenden Cluster-Konferenz in Freising, der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sowie dem Finale für den zweiten Vollantrag. Dieses Team ist wirklich multitaskingfähig. Ja, es war anstrengend, aber das Resultat hat sich gelohnt. Dafür ein herzlicher Dank an alle Mitstreiterinnen und Mitstreiter.

Auch wenn die Buchmesse dieses Jahr keinen neuen Besucherrekord melden konnte – der Stand des Unibundes hat es geschafft. Rund 2000 Besucherinnen und Besucher, so die inoffizielle Schätzung, haben wir an vier Tagen am Stand begrüßt. Der Erfolg ist zugleich Ansporn, Formate in dieser Art weiterzuentwickeln.

(Fotos/Videos: Swen Reichold, Mitteldeutscher Universitätsbund, Roland Krause, textoase.de)