Der Bruyèreflüsterer – Zum Gedenken an Rainer Barbi

Der Bruyèreflüsterer – Zum Gedenken an Rainer Barbi

Heute wäre Rainer Barbi 70 Jahre alt geworden. Ob und wie er diesen Tag gefeiert hätte, bleibt Spekulation. Denn mein guter Freund Rainer ist seit sieben Jahren nicht mehr unter uns. Vergessen ist er nicht – nicht als Mensch, nicht als Macher. Er war Pfeifenmacher, Handwerker und Künstler in einem, manche nannten ihr gar Pfeifenpapst. Zweifelsohne hat er dem Nischenberuf ein internationales Gesicht gegeben. Und dies währt bis heute fort. 

„Sie könnten Bundeskanzler sein“, sagte der Kabarettist und Harald-Schmidt-Sidekick Herbert Feuerstein beim heiteren Beruferaten „Was bin ich?“, als Rainer Barbi seinen Beruf mit einer typischen Handbewegung vorstellte. Und er bescheinigte ihm ein imposantes Auftreten. Dabei hat Rainer Barbi außer „ja“ und „nein“ gar nichts gesagt – was ihm wohl schwer fiel. Denn wer Rainer kannte, wusste ob seiner Diskussionsfreude, Meinungsstärke und Argumentationslust. Der Holzkünstler konnte auch Worte drechseln, schuf Wortkombinationen auf so selbstverständliche Weise, dass sein Gegenüber schnell im Duden nachschlagen musste (Google war zu dieser Zeit noch nicht so en vogue). Er wäre ein glänzender Jurist geworden, doch statt der Paragraphen entschied er sich – zum Glück – 1974 für das Holz. Seine große Liebe.

Er fing an wie viele: im Keller. Nach ersten Debüts zeigte er seine Werke bei Pfeifen Timm auf Sylt, stellte 2000 erstmals auf der Intertabac in Dortmund aus (vis-à-vis von Bjarne Nielsen) – und war meist zehn Minuten nach Öffnung der Messetore ausverkauft. Und er reüssierte international. Eine klare Formensprache, die Leichtigkeit des Designs, Perfektion und Präzision, High Grades so lupenrein wie Diamanten – das war sein Anspruch und seine Motivation. Ultraperfektion, nannte er dies. Was dem nicht genügte, wurde durch die Werkstatt – und anschließend im Kamin – verfeuert.

Er war ein Macher mit 1000 Ideen (wir haben gerne zusammen gesponnen, hatten gemeinsame Interessen und unverwirklichte Ideen). Er hatte immer ein offenes Ohr für Pfeifenraucher und -macher, lud in seine Werkstatt ein, gab Tipps und sparte nicht an Kritik – auch in Newsgroups. Er war ein leidenschaftlicher Telefonierer, meist zu den späten Abendstunden bis nach Mitternacht. Und er ist auf dem Boden geblieben.

Sein Rückzugsort, Wohnort und  Werkstatt, war Worth. Eine kleine Gemeinde im Herzogtum Lauenburg (unweit der Danpipe). Keine 200 Einwohner zählt das ländliche Idyll mit einer Kirche im Mittelpunkt. Dort hat Rainer Barbi seine letzte Ruhestätte gefunden. Ein 2,5 Meter hoher Obelisk aus viereinhalb Tonnen indischem Granit (entworfen und gebaut von Pfeifenmacher und Steinmetz Frank Axmacher) mit dem Konterfei des Kunsthandwerkers und einer Pfeife erinnern an ihn. Liebevoll gepflegt von seiner langjährigen Lebenspartnerin Brigitte Pretzel.

Und einmal im Jahr treffen sich seit dem ersten Todestag an dieser Stelle Pfeifenmacher, Pfeifenraucher und Freunde zum stillen, nein, heiteren Gedenken an ein Original. Dass mittlerweile daraus eine Pfeifenmachermesse geworden ist, würde ihn sicher freuen.